Sonntag, 27. Oktober 2013

„Frauenverschwörung à la Saudia“

Sanfte Proteste gegen das strikte Fahrverbot vermögen nicht nicht an einem der brutalsten patriarchalischen Systeme zu rütteln
 
von Birgit Cerha
 
Auch wenn nur 60 Frauen, vielleicht sogar weniger, Samstag  dem Aufruf saudischer Aktivistinnen gefolgt waren und sich hinter das Lenkrad ihres Autos gesetzt hatten, die Initiatoren dieses dritten Protestes seiner Art in der Geschichte Saudi-Arabiens, feiern solchen Mut als beträchtlichen Erfolg. Immerhin hatten die Behörden des puritanischen Königsreiches und insbesondere die allmächtige Ulema (die hohe Geistlichkeit) in den vergangenen Tagen eine massive Einschüchterungskampagne betrieben, um einen starken öffentlichen Protest gegen die Verletzung des Grundrechts auf Mobilität zu verhindern.  Mit Strafen wegen „Störung der öffentlichen Ordnung“, Verhaftungen und Gefängnis hatten sie gedroht, Telefonterror betrieben und selbst einige erzkonservative saudische Männer hatten physische Attacken auf Frauen angekündigt, die sich demonstrativ diesem in der Welt einzigartigen Verbot des Autofahrens widersetzen würden. Mehr als hundert Geistliche protestierten vor dem Königspalast in Riad gegen diese „Verschwörung“ der Frauen, die mit ihrer Aktion „das Land gefährden“.

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Freitag, 25. Oktober 2013

Syriens Kurden: Ein Volk ohne Stimme

Von der Welt kaum beachtet, droht ein Stellvertreterkrieg der so lange unterdrückten Minderheit eine historische Chance auf ihre legitimen Rechte  zu rauben

von Birgit Cerha

„Zu einer Zeit, da die türkische Regierung Banditengruppen unterstützt und einen Krieg gegen“ die Kurden in Syrien führe, „hat das kurdische Volk das Recht, den Kampf in die Türkei zu tragen.“ Mit dieser Drohung bezieht sich Cemil Bayik, Gründungsmitglied der „Arbeiterpartei Kurdistans“ (PKK) und deren ranghöchster Führer in Freiheit, in seinem Stützpunkt in den nordirakischen Kandil-Bergen auf einen von der Welt ignorierten Stellvertreterkrieg im nordostsyrischen Kurdengebiet. Während die PKK die Bedingungen eines im März vereinbarten Waffenstillstandes einhielte, „hat die Türkei einfach die Frontlinie im Kampf gegen die Kurden nach Syrien verlegt“.   Wenn Premier Erdogan dem Friedensprozess mit den Kurden nicht konkrete Bedeutung gebe (ein Reformpaket des Regierungschefs ist nach Ansicht Bayiks bedeutungslos)  und die Unterstützung islamistischer Jihadis gegen die Kurden in Syrien einstelle,  werde die PKK ihre aus  der Türkei abgezogenen Kämpfer wieder zurück schicken. Ein 30-jähriger Krieg, der bisher mehr als 40.000 Menschen das Leben kostete, droht erneut aufzuflammen.

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Montag, 21. Oktober 2013

Der Krieg gegen Ägyptens Kopten

Islamisten machen die christliche Minderheit zum Sündenbock für den Putsch gegen Präsident Mursi und die Repressionen durch das Militär
 
 von Birgit Cerha

Und wieder sterben Kopten im Kugelhagel. Ein achtjähriges Mädchen ist unter den vier Toten, die von einem Motorradfahrer in einer willkürlichen Schussattacke Sonntag vor einer koptischen Kirche in Kairo getötet wurden. Sie sind die jüngsten Opfer einer Terrorwelle, die Ägyptens christliche Minderheit seit Monaten heimsucht.
Die mehr als acht Millionen Kopten, Nachkommen der alten Ägypter,  sind gezeichnet durch eine lange Geschichte von Verfolgung und Marginalisierung durch die am Nil jeweils herrschenden Mächte, wiewohl es auch insbesondere im 19. Und 20. Jahrhundert Perioden friedlichen Zusammenlebens mit der muslimischen Mehrheit gab. Doch nun herrscht ein Klima der Intoleranz und blutiger Gewalt, wie sie diese  Kirchengemeinde seit mindestens 300 Jahren nicht mehr durchlitten hatte. Laut „Amnesty International“  wurden allein seit dem 14. August mehr als 200 christliche Besitztümer, Häuser, Wohnungen, Geschäfte etc., attackiert, 43 Kirchen schwer beschädigt und Hunderte Kopten getötet.

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Dienstag, 15. Oktober 2013

Gemäßigte Rebellen verlieren in Syrien an Boden

Frankreich und Saudi-Arabien verstärken Militärhilfe an die zunehmend zersplitterte und unkontrollierbare militante Opposition
 
von Birgit Cerha
 
Während sich die USA seit Präsident Assads Kooperationsbereitschaft bei der Vernichtung der chemischen Waffen im Syrienkonflikt betont zurückhalten, verstärken Saudi-Arabien und Frankreich massiv ihre militärische Hilfe an die Rebellen mit dem unveränderten Ziel, den Sturz Assads zu beschleunigen. US-Präsident Obama hingegen setzt auf den Verhandlungsweg, um das Blutvergießen  zu beenden. Und zu diesem Zweck versuchen die Amerikaner, durch eng begrenzte Unterstützung die gemäßigten Gegner Assads zu stärken.

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Sonntag, 13. Oktober 2013

Auch in Syrien geht es um Öl und Gas

 Längst steht fest, dass es bei dem blutigen Krieg in Syrien keineswegs nur um die Rechte eines Volkes geht, sich von einem Diktator zu befreien und sein Schicksal selbst zu bestimmen.  Religiöse Konflikte, die uralte Rivalität zwischen den beiden Hauptströmungen des Islam – Sunniten und Schiiten – haben dem Krieg eine neue bedrohliche Dimension verliehen., ebenso auch der uralte Wettstreit globaler und regionaler Mächte um strategische Interessen. Doch wie in zahlreichen anderen Konflikten der Region hat stehen auch in diesem Krieg Öl- und Gasinteressen auf dem Spiel. Der Beiruter Ökonom und Universitätsprofessor Sami Nader setzt sich mit dieser Frage in
„ Al-Monitor“, einer neuen auf den Nahen Osten spezialisierten „Media-Site“,  auseinander.

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Sonntag, 6. Oktober 2013

Khameneis zweischneidige Botschaft

Werden Irans Hardliner wieder, wie in der Vergangenheit, die Charme-Offensive gegenüber dem Westen blockieren?
 
von Birgit Cerha
 
Unbeirrt durch die erste Stellungnahme des „Geistlichen Führers“ Khamenei zu der von Präsident Rouhani eingeleiteten außenpolitischen Öffnung des „Gottesstaates“ bekräftigte Außenminister Javad Zarif Sonntag die Entschlossenheit Teherans, den USA die Chance zu geben, ihren „guten Willen gegenüber der iranischen Nation“ zu beweisen. Die sei „ein Test für Washington“ und Teheran werde weiter auf Nuklearverhandlungen mit den „5+1-Mächten“ (den ständigen Mitgliedern des Weltsicherheitsrates plus Deutschland) drängen.
In seiner ersten Stellungnahme zu Rouhanis New-York-Besuch und dem historischen Telefongespräch mit US-Präsident Obama – dem ersten direkten Kontakt eines iranischen Präsidenten mit dem Führer des Weißen Hauses seit Gründung der „Islamischen Republik“ - lieferte Khamenei Samstag ein Meisterstück iranischer Zweideutigkeit, die sich in krass widersprüchlichen Interpretationen westlicher Medien spiegelte. Hat sich Irans Führer nun gegen Rouhanis neuen außenpolitischen Kurs gestellt oder diesen vielleicht doch unterstützt?

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